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2006-03-18

Jahresbericht 2005

Einleitung

2005 ist für den Europäische Fahrgastverband gekennzeichnet durch eine kontinuierliche Weiterentwicklung. Nach Beitritten von Verbänden aus Griechenland, Schweden, Spanien (Katalonien), Irland und England verzeichnet EFV jetzt 22 Mitglieder aus 14 Ländern. Anders ausgedrückt leben in den Ländern, in denen EFV Mitglieder hat, mehr als 75% der Bevölkerung der Europäischen Union.

Im März 2005 sind Vertreter(innen) von fast allen Mitgliedesverbänden in Straßburg für unsere Jahreshauptversammlung und dritte Jahrestagung eingetroffen. Wir haben den Bericht dieser produktiven und interessanten Veranstaltung an zahlreiche Personen und Körperschaften verschickt, mit denen wir versuchen, einen Dialog zu führen.

Der Verwaltungsrat traf sich zu Sitzungen in London, Brüssel und Gent, außerdem im Januar 2006 erstmals in Basel. Es gab noch Verwaltungsregelungen mit dem belgischen Handels-gericht und mit der Postbank zu ergreifen, aber diese Aufgaben sind jetzt alle erledigt, sodass der formale Gründungsprozess jetzt abgeschlossen ist.

Tätigkeitsbericht

  1. Ein Verband wie der EFV muss Konsultationsdokumente studieren und darauf antworten - dies konnte in 2005 mehrfach erfolgreich realisiert werden. EFV hat gegenüber dem Umweltkommissar seine Position zu den Wirkungen des Flugverkehrs geäußert, sowie den Schienenverkehr als Alternative in Teilbereichen dargestellt. Im Sommer hat EFV einen Beitrag zur Messung der Pünktlichkeit im Schienenverkehr verfasst. Dann hat der EFV im Herbst der Europäischen Kommission seine Bemerkungen zu den Fahrgastrechten im Busverkehr geschickt. Ende Dezember hat EFV der Kommission auch eine kritische Bewertung des Weißbuchs „Verkehr in Europa“ fünf Jahre nach dessen Veröffentlichung zukommen lassen.
  2. Ein weiterer wichtiger Teil der Arbeit besteht darin, in Brüssel einen ständigen Dialog zu führen mit der Kommission und insbesondere der DGTREN; mit der Gemeinschaft Europäischer Eisenbahnen CER; mit Kollegen des Vereins European Infrastructure Managers über RMMS (Bahnmarktprüfung). 2005 kam es zum ersten Mal auch zu zwei Gesprächen mit Kabinettsmitgliedern des Verkehrskommissars Jacques Barrot.
  3. Im Dezember 2005 haben Vertreter des EFV zum erstmals Direktoren der Thalys-Gesellschaft getroffen. EFV hofft, künftig regelmäßige Gespräche zu führen, die ebenso produktiv sind, wie diejenigen mit Eurostar. Mit dieser anderen wichtigen internationalen Zuggesellschaft finden jährlich im Juni jedes Jahr eine grundlegende Diskussion statt. Es ist auch die Absicht von EFV, ähnliche Beziehungen mit Cisalpino und anderen internationalen Zugunternehmen zu entwickeln.
  4. Die Mitarbeit in der Europäischen Eisenbahnagentur und deren Forschungsausschuss ist für EFV sehr fruchtbar gewesen und wir versuchen, eine größere Anzahl unserer Mitglieder mit besonderem Sachkenntnis hineinzuziehen.
  5. Heutzutage beeinflusst die Präsidentschaft der Europäischen Union unsere politische Arbeit. Deswegen haben unsere Vertreter im 2005 Dialoge mit den luxemburgischen und britischen Regierungen gehabt.
  6. Die Mitgliedsverbände des EFV haben an die Verkehrsminister ihrer Heimatländer zum Thema Fahrgastrechte Kontakt aufgenommen.
  7. Im Frühling hat EFV mit dem Bureau Européen des Unions des Consommateurs (BEUC - Bund europäischer Verbraucherverbande) Kontakt aufgenommen. Beide Organisationen planen eine enge Zusammenarbeit um ein Netz europäischer Verkehrs- und Energiekunden zu gründen. Im Sommer wurde einem Aufruf der Kommission folgend ein Konzept zu einem solchen „Kundennetz“ erstellt. Als im Herbst die Blätter von den Bäumen fielen, hat sich die Kommission anders besonnen. In 2006 stehen nun für ein solches Projekt keine Gelder zur Verfügung. Doch bleibt für 2007 die Möglichkeit, ein Fahrgastnetz zu finanzieren. Deshalb hoffen wir, auf den in 2005 gelegten Fundamenten aufbauend, einen erneuten Aufruf der Kommission zu beantworten.
  8. Dieses Jahr wurde EFV viel häufiger eingeladen worden, unsere Stellungnahmen zu äußern. Unsere Vertreter haben Referate in Brügge (European Training Centre for railways), Berlin (NEXUS), Manchester (RDS/Railfuture), Mailand (UIC) und Linköping, Schweden (Nordic Rail) gehalten.
  9. Das Internet spielt eine wichtige Rolle zur Kontaktaufnahme mit EFV. Derzeit ist sie das Hauptmittel, unsere Botschaft über ganz Europa zu verbreiten. Sie konnte im Laufe des Jahres 2005 wesentlich ausgebaut werden.

Themen

Unsere Grundsatzerklärung enthält Themen, die sich wie ein roter Faden durch unsere Arbeit ziehen. Während des vergangenen Jahres fanden sich diese Themen in der schon beschriebenen Tätigkeit. Kommen wir aber auf fünf von ihnen zurück, die für unsere Mitglieder von besonderer Wichtigkeit sind.

  1. "Einfaches Reisen" - es soll einfach sein, einen Zug und andere öffentliche Verkehrsmittel zu nehmen; einfach, für eine internationale Reise Auskunft zu bekommen, eine Fahrkarte zu kaufen und einen Platz zu reservieren. Es freut uns, dass die Nederlandse Spoorwegen nicht mehr drohen, ihre internationalen Fahrkartenschalter zu schließen. Wir danken unseren Kolleg(inn)en von ROVER, die sich mit diesem Problem befassten. Selbst wenn es nicht möglich ist, auf jedem Bahnhof eine internationale Fahrkarte zu kaufen, sollte es doch möglich sein, sich zu erkundigen, wo und wie man so etwas machen kann. Unsere Mitglieder von RDS/Railfuture sind an Zugbetreiber in Großbritannien mit Vorschlägen herangetreten, solche Information zu verbessern.
  2. Die Betriebsbedingungen für Zug, Bus, Flugzeug und manchmal Schiff sollen gleich sein. Der Wettbewerb muss unter fairen Bedingungen stattfinden, dazu gehören die Bereiche Finanzen, Fahrgastrechte und Umweltauswirkungen. Deswegen haben wir und auch an der Eurovignettedebatte beteiligt. Deswegen sollen Sicherheitsmaßnahmen streng durchgeführt werden und zwar nicht nur auf den Schienen sondern auch auf der Straße, in der Luft und auf dem Wasser.
  3. Die Förderung internationaler Fernzüge muss auch ernst genommen werden. Deshalb ist der Auftrag unserer Arbeitsgruppe über dieses Thema so wichtig. Diese Kollegen haben die Probleme während eines Kolloquiums in Augsburg studiert. Sie haben einen ausführlichen Bericht darüber herausgegeben und haben vor, zwei weitere Kolloquien in 2006 zu organisieren. Einen Informationsaustausch online (Initiative Fernverkehr) haben sie auch begonnen und dieser besteht in deutsch, französisch und englisch.
  4. Hochgeschwindigkeitszüge in Europa haben den Eisenbahnen geholfen, neue Kunden von den Flugzeugen und Autos zu gewinnen; und den Fahrgästen neue Reisemöglichkeiten anzubieten. Ohne Integration klassischer Verbindungen kann das für größere Kundengruppen auch zu Nachteilen führen. Dies ist noch ein Thema, worauf wir die Industrie und die Politiker aufmerksam gemacht haben und das unsere Arbeitsgruppe besprochen hat.
  5. Viele Grenzen in Europa sind jetzt offen - aber für kurze Reisen (zum Beispiel für Arbeit oder Einkäufe) ist der öffentliche Verkehr nicht immer der einfachste Weg, über die Grenze zu fahren. Hier bleibt noch erhebliche Arbeit, um grenzüberschreitende Züge attraktiver zu machen. Wir haben zum Beispiel Briefwechsel mit den deutschen und tschechischen Regierungen wegen der Mandaubahn gehabt, die zweimal die deutsch-tschechische Grenze überquert. Solche Probleme wären oft einfach zu lösen. Die Sammlung positiver Beispiele und neuer Ideen ist eines der Ziele unseres Verbandes.

Die Zukunft

Wir sind gewachsen. Unser Haus ist fertig und wir wohnen darin. Wir stehen bereit, einen Sprung nach vorne zu machen. Aber dafür werden wir größere finanzielle Mittel brauchen. Daher entsteht die Wichtigkeit unseres Arbeitsplans und des vorgeschlagenen Rundschreibens - besonders weil der EFV nicht nur aus dem Verwaltungsrat besteht.

Wir müssen alle das Potential der Schiene und anderer umweltfreundlichen Verkehrsmittel betonen. In diesem Streben hoffen wir, mit der Bahnindustrie zusammenzuarbeiten. Es ist aber auch nötig, die Stimme der Fahrgäste zu entwickeln, damit die Entscheidungsmacher diese ebenso stark wie die Stimme der Industrie hören.

Trevor Garrod
Vorsitzender