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2010-03-20

Jahresbericht 2009

Einleitung

Seit seiner Gründung 2002 hat der Europäische Fahrgastverband EPF jedes Jahr neue Mitglieder gewonnen. EPF ist an einer steigenden Anzahl von Tagungen und Konferenzen aktiv beteiligt, Stellungnahmen zu den anstehenden Themen der Verkehrspolitik gehören zur laufenden Arbeit.

Im Jahr 2009 setzte sich diese Entwicklung fort, neue Verbände aus Ungarn und Polen zählen jetzt zu unseren Mitgliedern. Zum Jahresende waren zwei Dinge für EPF von besonderer Bedeutung: das Inkrafttreten der Verordnung zu den Rechten europäischer Bahnkunden und die erstmalige Zusage eines europäischen Gremiums, EPF finanziell zu unterstützen. Ersteres ist der vorläufige Höhepunkt von acht Jahren Lobbyarbeit mit Stellungnahmen und unzähligen Diskussionen auf den unterschiedlichsten Ebenen. Letzteres ist die Zusage aus einem ENERQI genannten Projekt, EPF in den nächsten drei Jahren ein kleine finanzielle Unterstützung für die laufende Arbeit zu leisten.

Tätigkeitsbericht

  1. Wir setzten unsere Zusammenarbeit mit der Europäischen Eisenbahnagentur fort, zu deren Verwaltungsratsmitglied unser Vizevorsitzender für eine zweite Amtszeit ernannt wurde. Ein Schwerpunkt dieser Tätigkeit war das Erscheinen des Entwurfs der Technischen Spezifikation für Telematikanwendungen im Personenverkehr.
  2. Unsere Jahreshauptversammlung und Tagung 2009 fand in Bern statt und wir bedanken uns herzlich bei unseren Schweizer Kollegen für ein sehr eindrucksvolles Programm. Der Tagungsbericht zu dieser Konferenz wurde an zahlreiche Freunde und Entscheidungsträger verschickt, er ist ebenso auf unserer Webseite zu lesen. Die Teilnehmer haben am Rande der Tagung einen Fragebogen zu ihren Reisen in die Schweiz ausgefüllt. Hieraus lassen sich für die künftige Arbeit wichtige Informationen ableiten.
  3. Unsere Webseite hat sich weiterentwickelt. Sie informiert umfassend über die Arbeit von EPF, die Grundsatzerklärung des Verbandes ist jetzt in 21 Sprachen verfügbar. Zwei weitere Ausgaben des EPF-Bulletins, unserem elektronischen Rundschreiben, sind im Jahresverlauf erschienen und ebenfalls im Internet abrufbar.
  4. Vertreter vom EPF haben zahlreiche Präsentationen auf Tagungen anderer Körperschaften, unter anderem in Bern, Trier, Brüssel, Köln, Wien und Bukarest gehalten. Zwei Tagungen der Europäischen Kommission zum Thema "Zukunft des Verkehrswesens" bildeten einen weiteren Arbeitsschwerpunkt.
  5. Stellungnahmen zu mehreren EU-Konsulutationen, insbesondere zu den verschiedenen Fahrgastrechten im öffentlichen Verkehr, wurden von EPF erstellt und gegenüber den Entscheidungsträgern vertreten.
  6. Es ist wichtig, dass unsere Mitgliedsverbände Erfahrungen untereinander austauschen. In dieser Hinsicht haben wir beispeilsweise Informationen zu Ersatz von Bahn- durch Buslinien weiter verbreitet oder Erfahrungen mit Vandalismusbekämpfung gesammelt.
  7. Unsere Kollegen in Griechenland sehen mit Sorgen die Zukunft des nationalen Bahnnetz. Unser Vorsitzender schrieb an den Verkehrsminister in Athen und unser Vizevorsitzender begleitete die griechischen Kollegen zu einem Gespräch im Ministerium.
  8. Im Dezember gab es wegen des Schnees Probleme mit Eurostar und fünf volle Züge mussten aus dem Kanaltunnel evakuiert werden. EPF sammelte auf unterschiedlichen Kanälen alle erreichbaren Informationen und steht hierzu in Gesprächen mit Eurostar hinsichtlich künftiger Verbesserungsmöglichkeiten.
  9. Reisen ohne Grenzen - dies ist seit unserer Gründung eines unserer Ziele und wir haben uns entschlossen, einen neuen Bericht zu verfassen, der 2010 erscheinen soll. Wir haben gleichzeitig angefangen, die Liste der grenzüberschreitenden Angebote auf unserer Webseite zu erneuern. Die Rolle der Nachtzüge haben wir auch besprochen.
  10. Wir treffen uns regelmäßig mit UITP, CER, ERRAC, EIM und der Europäischen Kommission. Wir haben auch an Mitglieder des Verkehrsausschusses des Europaparlaments geschrieben. Wir hoffen, einen produktiven Dialog mit ihnen zu führen.

Themen

  1. Fluggastrechte gehören nicht zu den Kernthemen unseres Verbandes, aber wir sollten sie nicht übersehen. Das Flugzeug ist manchmal ein Glied in einer Reisekette. Wenn es auch mit dem Zug, dem Bus oder dem Schiff konkurriert, muss das im Rahmen eines fairen Wettbewerbs erfolgen. Die Rechte der Fluggäste können auch als Beispiel für die Fahrgaste anderer Verkehrsmitteln dienen.
    EPF beteiligt sich aus diesem Grund aktiv an der laufenden Revision der Fluggastrechte. Wir betonen immer, dass Fahrgastrechte so einfach und konsequent wie möglich sein sollen.
  2. Es ist vernünftig, dass jeder Kunde mit jedem öffentlichen Verkehrsmittel fahren kann - aber Fußgänger werden jetzt von verschieden Fährlinien ausgeschlossen. Wir haben diese Frage diskutiert und mögliche Vorgehensweisen geprüft. Zunächst versuchen wir, eine Liste von Fährlinien zu erstellen, auf denen für Fahrgäste öffentlicher Verkehrsmittel, Fußgänger oder Fahrradfahrer, die Nutzung ausgeschlossen wird.
  3. Es freut uns, dass die Europäische Kommission endlich den Aktionsplan urbane Mobilität veröffentlicht hat. Wir haben den Plan seither mit UITP und verschiedenen anderen Organisationen diskutiert und werden uns in den kommenden Jahren damit beschäftigen.
  4. Wie können internationale Bahnreisen leichter gemacht werden? Wie kann die Bahn für mehr potentielle Kunden im internationalen Verkehr attraktiv werden?
    Es wurden einige gute Projekte gestartet: RailTeam, Railjet, Cisalpino. Aber die meisten davon verlaufen für die Kunden enttäuschend.
    Aus dem Misserfolg des Cisalpino müssen Lehren gezogen werden. Was Railjet angeht hat es Kritik an Pünktlichkeit, Bequemlichkeit und Verpflegung gegeben. Die Betreiber sprechen natürlich mit den Infrastrukturgesellschaften. Es ist aber auch wichtig, dass sie vor allem ihren gegenwärtigen und potentiellen Kunden zuhören.
    RailTeam hat die Einführung von durchgehenden Fahrkarten zwischen unterschiedlichen Betreibern von Hochgeschwindigkeitszügen bekanntgegeben. Das bewerten wir als Fortschritt, aber wir erwarten weitere Maßnahmen, um internationale Reisen leichter zu machen. Wir hoffen, das aus unseren Mitgliedsverbänden in Kürze Berichte zu weiteren Fortschritten zu verzeichnen sind.
  5. EPF arbeitet gemeinsam mit anderen Verbänden und Institutionen als Lobby für das Projekt eines integrierten Auskunftsystems für den öffentlichen Verkehr in ganz Europa sowie die Harmonisierung der Zahlungsmethoden. Ein solches System wird gegenwärtigen und potentiellen Kunden helfen, sich zu erkundigen, wie sie von Tür zu Tür eine Reise ohne Auto machen können. In dieser Hinsicht ist es auch wichtig, einen Vergleich zwischen Pkw und öffentlichem Verkehr anzubieten - besonders wenn es um die Geschwindigkeit geht - für beispielsweise eine Fahrt zwischen der Stadtmitte Luxemburgs und dem Strand in Calella.

Zum Schluss

Unsere Tätigkeit wächst und wird komplizierter. Sie wird meistens von Freiwilligen unternommen und wir haben Glück, dass wir soviele Kollegen und Kolleginnen mit Energie, Engagement und Sachkenntnis haben. Die Unterstützung unserer Verwaltung in Gent ist auch für die Wirksamkeit unserer Arbeit sehr wichtig.

Es ist aber auch gut, etwas Geld zu haben. 2009 haben wir drei Projektanträge vorbereitet und diese an die Organe der Europäischen Union geschickt, entweder allein oder mit Partnern. Einer dieser Anträge ist erfolgreich gewesen. Wir warten auf die Ergebnisse zwei weiterer Anträge im Laufe des Jahres 2010.

Ich möchte allen Kollegen und Kolleginnen für ihre Beiträge zu unserer Arbeit herzlich danken und freue mich auf weiteren Fortschritt im kommenden Jahrzehnt.

Trevor Garrod
Vorsitzender